Die Handballerinnen der Turnerschaft Lürrip übergeben Sandra und Sander (hinten in der Mitte) einen symbolischen Scheck über 6000 Euro.

Wie aus einer Idee für eine Spendenaktion für unseren Verein, viel mehr als ein erfolgreicher Spendenlauf wurde.

Am Anfang stand die Idee von der 16jährigen Emma Bartelsheim, die mit ihren Eltern zu den Gründungsmitgliedern unseres Vereins „Hand in Hand“ gehört. Schon öfter hat Emma mit Freundinnen, Mitschülern und Mitschülerinnen kreative Spendenaktionen für unseren Verein gestartet. Diesmal sollte es ein Spendenlauf sein, für den sich jeder Teilnehmer selbst einen Sponsor suchen muss, der für innerhalb einer Woche gelaufene Kilometer einen zuvor vereinbarten Betrag spendet. In den bayerischen Herbstferien – eine Woche nach unserer großen Familienkonferenz  – sollte es an den Start gehen.

Dann passierte etwas sehr trauriges. Zwei Wochen vor unserer Familienkonferenz verlor der kleine Elias im Alter von nur fünf Jahren seinen Kampf gegen Tay-Sachs. Und seine Eltern Sandra und Sander ihr geliebtes Pflegekind, um das sich in den letzten fünf Jahren ihr ganzes Leben gedreht hatte.

Freundinnen und Handballerkolleginnen von der „Turnerschaft Lürrip e.V.“ in Mönchengladbach wollten helfen, wussten aber nicht gleich wie, bis sie auf unserer Homepage den Aufruf zum Spendenlauf fanden: „Es war uns ganz wichtig, für Elias noch einmal etwas zu machen, das dabei hilft, auf die Krankheit aufmerksam zu machen,“ so Sabrina Groth. Sie beschloss selbst an dem Lauf teilzunehmen und bei ihren Mit-Handballerinnen dafür zu werben. Und alle machten mit. „Das so etwas großes daraus entsteht, war uns überhaupt nicht klar“, sagt Sabrina heute.

Sabrina initiierte die Aktion bei den Handballerinnen.

Trainerin Silvia Shala half bei der Organisation, viele Handballerinnen fanden gleich mehrere Sponsoren, auch Firmen spendeten und andere Abteilungen des Vereins schlossen sich an. Insgesamt kam so die Summe von 6000 Euro zusammen. Weitere Spenden erreichten uns direkt.

„Ohne die Gedanken an Elias, Sandra und Sander hätte ich keinen Fuß auf das Laufband gesetzt“, sagt Mannschaftskollegin Jenny. Und so ging es trotz schlechten Wetters jeden Tag nach draußen oder aufs Laufband. So blieb etwa bei Dani das Fahrrad im Schuppen und es ging zu Fuß durch die Eifel.

Das schlechte Wetter in der Woche des Spendenlaufs habe zu der  Trauer gepasst,  die in uns allen war, aber trotzdem hätten uns unsere Gedanken und Erinnerungen an Elias getragen, so Tinka: „Man ist einfach in seine Schuhe gestiegen und drauf los gelaufen.“

„Wenn du ein Kind verlierst, erleidest du viele Verluste: Du verlierst ein Stück von dir, deinen Lebenssinn und deine Lebensvorhersehbarkeit,“ sagt Maite. Sie würde sich dann „Besuchszeiten im Himmel für einen kurzen Moment“ wünschen. Die ganze Mannschaft schenkte Sandra einen Stern mit Elias Namen. Milena dazu: „Hell leuchten die Sterne der Erinnerungen, aber einer leuchtet besonders stark: unser Stern mit dem Namen Elias.“

Für Sandra und ihren Mann Sander aber war diese Aktion mehr als nur ein Spendenlauf.

Auch Sandra und Sander liefen mit der Familie jeden Tag ein paar Kilometer für Elias und den guten Zweck.

„Seit fünf Jahren mache ich jeden Morgen zwei Tassen Tee. Eine für Elias und eine für mich. Und dann stehe ich morgens da und breche in Tränen aus. Wegen einer Tasse Tee! Elias fehlt an jedem Tag und überall“, sagt Sandra: „Die Trauer ist da. Sie ist groß, sie ist schwarz, sie ist tief. Sie schmerzt. Sie nimmt den Atem. Sie lähmt. Sie ist unberechenbar. Die Trauer überfordert mich. Und sie ist eine große Herausforderung für meine Mitmenschen.“

Wie umgehen mit trauernden Eltern, fragt Sandra. Dies geschehe immer mit guten Absichten, aber auch mit der Angst etwas „Falsches“ zu sagen oder zu tun. So komme es oft zu der Entscheidung, gar nichts zu sagen. Zu schweigen. Durch den Spendenlauf seien Türen geöffnet und Hemmschwellen abgebaut worden:

„Das Unaussprechliche bekam einen Raum und Worte wurden gefunden. Der Spendenlauf für Elias war viel mehr für mich als Geld für den Guten Zweck zu sammeln. Mehr als etwas für den Verein „Hand in Hand gegen Tay-Sachs und Sandhoff“ zu tun. Mehr als die seltene Erkrankung bekannter zu machen. Der Spendenlauf hat mich wie eine Welle getragen. Er hat mir Kraft und Halt gegeben.“

Die Aktion habe sie und Sander sehr tief in ihrem zerbrochenen Herzen berührt: „Es tut so gut, in Elias‘ Namen noch einmal etwas so Schönes entstehen zu sehen. Seinen Namen zu hören,  zu lesen und ihn in unseren Herzen weiter leben zu lassen. Wir werden ihn nie vergessen.“

Die beiden sind allen, die sich beteiligt haben egal ob sie gelaufen sind, gesponsert oder organisiert haben, „unfassbar dankbar für dieses große emotionale Geschenk.“ Es sei so viel mehr als „nur“ ein Spendenlauf gewesen. Übrigens sind auch die beiden jeden Tag für den Lauf unterwegs gewesen.

Emma übergibt Dario und Folker ihre erlaufene Spende.

Aber auch Emma, die ja die ursprüngliche Idee zu dem Spendenlauf hatte, ist etliche Kilometer gelaufen und hat in ihrer Familie und im Freundeskreis eine Menge Sponsoren gefunden. So erlief sie trotz vorangegangener Erkältung 444 Euro in der Laufwoche.

Insgesamt wurden bis jetzt fast 7000 Euro für unseren Verein erlaufen. Und auch wenn das Geld in diesem Fall zweitrangig ist, gebrauchen kann es unser kleiner Verein für seine vielen Aufgaben sehr gut. Noch mehr aber freut uns, dass der Lauf Brücken zwischen Sander und Sandra und deren Handballkolleginnen und Freunden gebaut hat. Sie hatten ein gemeinsames Thema, kamen ins Gespräch – sie liefen gemeinsam über diese Brücken. Wir erleben selbst immer wieder Situationen, dass Menschen helfen wollen, aber nicht wissen wie und es dann lieber lassen, aus Angst etwas falsch zu machen. Auch diese oft unnötigen Ängste zu überwinden, ist ein Ziel unserer Gruppe. Und darum war dieser Spendenlauf so viel wertvoller als das Geld, das zusammen kam. Wir danken allen Handballerinnen und Sportlern der Turnerschaft Lürrip und Emma vom ganzen Herzen für diese so wichtige Unterstützung und haben bei Emma schon eine „Spendenidee“ fürs nächste Jahr bestellt.